Museum Oberamteistraße
Reutlingen


Auftrag Stadt Reutlingen
Architektur wulf architekten
Bildrechte wulf architekten, str.ucture
Leistungen Tragwerksplanung LPH 2 - 5
Materialien Holz, Glas, Stahlbeton
Überdachte Fläche 225 m²
Hüllfläche 830 m²
Volumen 2200 m³
Planungszeitraum 2018 - 2022
Geplante Fertigstellung 2025

Die historische Häuserzeile Oberamteistraße befindet sich im historischen Stadtzentrum von Reutlingen und ist während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden.

Der Neubau des Museums Oberamteistraße in der Oberamteistraße 34 in Reutlingen bildet die Kubatur eines historischen Hauses ab. Die Funktion des Tragwerks ist die Stabilisierung der Bestandsgebäude der Oberamteistraße 28-32 im gebrauchszustand und unter Erdbebeneinwirkungen. Zudem ermöglicht die Tragstruktur die Aufnahme der Zugänge für das Museum in die sanierten Bestandsgebäuden. Das Raumfachwerk in Holzbauweise besteht aus immer gleichen Querschnitten aus Brettschichtholz. Die Gebäudehülle aus gläsernen Biberschwanzziegeln wird über eine Unterkonstruktion aus diagonalen Holzstreben auf dem Primärtragwerk angebracht. Die Tragstruktur ist offen und an allen Stellen sichtbar. Für das Knotenkonzept wurde eine Lösung aus Formschluss und Kraftschluss gewählt, um Druck- sowie Zugkräfte zu verbinden und die Fügung zu vereinfachen.

Aufgrund der doppelt-gekrümmten Dachflächen kam eine parametrische 3D-Planung zur Anwendung. Die unterschiedlichen geometrischen Eigenschaften der Strebenverschnitte im Knoten und den lastabtragenden Details wurden in zwei getrennten Teilprozessen geplant und erstellt. Der für die Architektur wichtige und sichtbare Teil des Tragwerks konnte somit vorgezogen werden. Die parametrische Planungsmethode ermöglichte in einer erweiterten LP5 alle Anschlüsse im Holzbau auszuformulieren. Die Datengrundlage aller Details und Verbindungsmittel wurde über den Abgleich der statischen Berechnungsmodelle zentral verwaltet, um das BIM-Tragwerksmodell stetig zu informieren. Da die Übergänge zum Bestandsgebäude nicht-regelbasierte Sonderpositionen darstellten, wurden in den parametrischen Teilprozessen stets die manuelle Erstellung von Details und Informationen zugelassen. Durch die Unterscheidung in automatisierte, regelbasierte Elemente und den einzelnen Sonderpositionen konnte global der Planungsprozess beschleunigt und optimiert werden. 

Das BIM-Tragwerksmodell diente später zur Vertiefung der Werkstattplanung durch das Holzbau Unternehmen. Der integrale Planungsprozess in einem Zentralmodell ging über die Planung der Schalarbeiten für den Rohbau und die Detailplanung im Holzbau hinaus und wurde von der Architektur sukzessive weiter fortgeführt. Gegenseitige Anpassungen in Architektur und Tragwerk konnten somit problemlos vorgenommen werden. Alle Nachfolgegewerke wurden auf Grundlage des Tragwerksmodells weiter beplant.